Von den wichtigen Clubs direkt zu uns ins Wohnzimmer. Mark de Clive-Lowe ist immer wieder für die besonderen Sounds & Grooves zuständig – häufig mal was mit Jazz, aber immer mit den Beatz der ganz modernen Zeit im Background. „Church“ nennt der Mann seine Club-Nächte, deren Ereignisse nie vollends geplant sind und immer hörbare Überraschungen bereithalten. „Church“ nennt der Mark nun auch sein 11. Album, erhältlich ab Ende Mai, aber hier schon einmal mit rein-hörbar.
3 Brüder aus Portugal. Jetzt in London und hier inzwischen bekannt mit einigen wichtigen Leuten, die es sich gelegentlich nicht nehmen lassen, den flotten Grooves des Trios auch noch einen aufpolierenden Remix-Lack aufzutragen. „Get Down“ gibt´s daher nicht von ungefähr im Incognito-Styling – der locker tappende Disco-Beat strahlt hochglänzend, die Zutaten aus Strings & Horns beweisen Klasse – sicherer Dancefloor-Bringer und Spaß dabei.
Obacht! Hier kommt was mit Reggae. Bevor nun die allgemein üblichen Abwehrfunktionen einsetzen, die beim Näherkommen der hüpfenden Rhythmik ansonsten immer angebracht sind, gilt ein näheres Behören im Falle der Reggae-Varianten des Jah Wobble als hiermit angeraten. Der Mann, und sein Bass, besitzen innerhalb des moderneren britannischen Musikschaffens einen geradezu legendären Ruf – begründet selbstredend in seiner Zusammenarbeit mit Johnny Rotten in dessen Public Image Ltd. Post-Punk Combo, sowie daran anschließender Touren durch allerlei Sound-Phänomene, die regelmäßig von England aus in die restliche Welt schwappen. Der Jamaica-Beat war allerdings immer Wobbles erste Wahl und mittels seiner jetzigen Zusammenarbeit mit der Londoner Vokal-Dame PJ Higgins kehrt er just dahin zurück. Selbstredend nicht im Old-School-Roots-Styling, sondern mit einer tagesaktuellen Variante, die in ihren brauchbarsten Momenten an ein Album namens „Nightclubbing“ zu erinnern vermag. Aber klar, der Jah bleibt immer ganz eigen und speziell. Entsprechend aufgeschlossen und motiviert gelingt auch das Abhörprogramm der „Inspiration“.
Zeitlos. Freischwebend im Raum zwischen dem Jazz verschiedener Dekaden und diversen Soul-Anklängen. Scheinbar „Easy Listening“, aber dann doch schlau gezirkelte Musik-Meisterschaft, der man die fein verwebten Sound-Kostbarkeiten erst bei genauerem Hinhören entlocken kann. Nicole Conte ist der italienische Kreateur sonnengefluteter Gelassenheit – immer äußerst stilvoll, immer überlegen und doch auch immer von größtmöglicher Entspanntheit. Die musikalische Basis für sein 7. Album „Free Souls“ spielte er in diversen Besetzungen (darunter handverlesene Jazz-Artisten, deren Soli breiten Raum einnehmen dürfen) zwischen 2006 und 2011 ein – zwei Jahre später ließ Nicola die Melodien aus eigener und fremder Feder (u.a. eine fein angeraute Version des Bobbie Gentry Klassikers „Ode To Billy Joe“) mittels der Stimmen von José James, Melanie Charles, Marvin Parks, Tasha´s World, Heidi Vogel und Bridgette Amofah veredeln, während er sich und seine Gitarre vornehm im Hintergrund hält. Retro-Stimmung, während die Sonne in höchster Langsamkeit am Horizont ins wohltemperierte Wasser des gerade naheliegenden Meeres eintaucht.
Wir lieben Sampler, wenn sie gut gemacht sind. Unsere britischen Freunde sind diesbezüglich besonders talentiert (Expansions „Luxury Soul“ Box, die „Soul Togetherness“ Serie oder die „Soul Lounge“ von Dome) liefern regelmäßig bemerkenswerte Kompilationen ab und wetteifern immer wieder gern um den Preis für das beste Gesamtpaket. Doch in dieser Saison machen den Platzhirschen die eifrigen Reel People mächtig Konkurrenz, in dem sie mittels ihres „Soul Love 2014“ Sortiments die Messlatte auf erstaunliche Höhen legen. Eine muntere Mischung aus neuem Soul und bewährten Rezepturen kommt uns mittels der 25 versammelten Grooves & Beatz entgegen – selbstredend befindet sich darunter eine erkleckliche Anzahl geprüfter SonicSoul Favoriten, die von Debra Debs bis hin zu Timotha Lanae reichen. Wie wir es von den Reel People erwarten können, konzentriert man sich dankenswerter Weise auf die hochtourigen Tempi – daher also ausreichend Tanzstoff in höchster Qualität und für jedwede Gelegenheit. Das passt und hat Luft.
Wertung: 8,5/10
Info: www.soullove2014.com
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Die zartesten Sprossen der Liebe. In Töne gegossen von James Tillman, einem jungen Artisten, der uns zuletzt schon auf der famosen „Bama Loves Soul 2“ Kompilation aufgefallen ist. Tief-gefühlige Sounds & Moods, akustische Gitarren und weichzeichnende Streicher – passend für frühlingshafte Schwingungen jedweder Art, nur allzu stürmisch sollten sie nicht sein. Sehr schön so!
Das Saxofon. Update 2014. Bereich: Jazz, aber mit Fusion und gern auch mal in Smooth. Womit eigentlich über diese 3 Herren, und ihre aktuellen Musiken, bereits die wesentlichen Dinge gesagt sind. Selbstredend sind die Aufnahmen perfekt gestaltet, die Produktion ausgefeilt und oft faltenfrei, das Musikantentum über jeden Zweifel erhaben und die dargebotenen Sounds in jedweder Lebenslage unfallfrei abhörbar.
Der Jackiem Joyner, trotz seiner 34 Jahre mit reichlich Erfahrung im Job, gibt sich noch am ehesten ohne Kompromiß. Er spart sich den Einsatz schmückender Vocal-Partien und dankenswerterweise auch das Abspielen irgendwelcher Soul-Klassiker. Das ist gut so und liefert eine solide Basis für sein nunmehr 5. Album – eine ganz auf sein Spiel konzentrierte Smooth-Jazz Packung, in jedem Moment passend für Freunde des Genres. Gäste sind übrigens Keiko Matsui und Gerald Albright. Max Merseny steht seinen US-Kollegen selbstredend in keinster Weise nach. Dabei ist sein Ton eine Spur rauer, sein Hemd kariert und eine gewisse Nähe zu Hip-Hop ist durchaus gewünscht. Also wird ein wenig ge-scratcht und ge-rapt, dazu gibt´s eine ordentliche Dosis Soul (siehe auch die bemerkenswerte Auskopplung „At Midnight“), sowie nennenswerte Beiträge der musikalischen Begleiter. Die Gästeliste führt u.a. Michael „Patches“ Stewart und Alex Han auf.
Für Freunde des Soul-Jazz ist sicher Sam Rucker´s „Tell You Something“ der Favorit dieser Runde. Ein wenig Name-Dropping gefällig? Norman Connors, Bobby Lyle, Tom Browne, Alyson Willams…klingt vielversprechend, nicht wahr? Sicher ist, dass sich der Sam die richtigen Mit-Macher für seinen Zweitling ausgesucht hat – derart begleitet besteht kaum Gefahr, dass das musikalische Angebot irgendwo in Fahrstuhl-Schacht der Gebrauchsmusik endet, auch wenn das Abspielen wohlbekannter Soul-Weisen eigentlich immer höchstes Allerwelts-Potential bietet. Doch Sam, und seine Freunde, umkurven jede Untiefe die Songs, wie „You´re My Starship“, „Before I Let Go“oder „Footsteps In The Dark“, bieten mit einem gerüttelt Maß an Eleganz, die bei der Saxofonist bei Bedarf immer mit einer Portion Straßen-Tauglichkeit angereichert wird. Nicht umsonst also, dass Herr Rucker seiner ersten Meriten als Produzent diverser Hip-Hoppereien sammeln konnte.
Michael Franks im Wonnemonat Mai – das geht immer! Dachte sich auch Mycah Chevalier, die sich für ihre Interpretation des Franks-Klassikers „When I Give My Love To You“ den immer brillant aufgelegten Kenny Wesley als Partner auserwählte. Unter Anleitung von Produzent Dawoud Said gibt´s eine frankophil orientierte Soul-Variante. Charmant und verführerisch – ganz im Sinne des Songschreibers selbst.
Der besondere Moment. „Tears For Lamont“ bringt großzügiges Arrangement, gut ausgepolstert mit Hörnern, einigen Streichern und in durchaus klassischer Qualität, mit Melodie und Stimmung einer 60er Pop-Song-Erzählung zusammen. Für den guten Ton sorgt u.a. Itai Shapira als Produzent, der zuletzt auch per Bass das neue Kelis Album begleitete, sowie gemeinsam mit Adam Berg und Todd M. Simon als The Decoders schon seit geraumer Zeit für großartige Musiken zuständig ist. Dazu in allen Kategorien passend: Kadhja Bonet, von der wir alsbald mehr Musik hören möchten.
Zeit für ein Statement. Gerade erst konnten einige durchaus kompetente Kapellen in Incognito konformen Sound-Gewändern für erhebliches Aufsehen sorgen. Innerhalb den immer unnötig tiefschürfend denkenden Zirkeln selbsternannter Kritiker geriet gar der Status des Bluey Maunick selbst in Schieflage – demnach gilt das demnächst erscheinende „Amplified Soul“ Album als Nagelprobe des Meisters. Die Vorab-Single kommt uns als Retro-Soul Schwinger entgegen, während die aktuell aus „Amplified Soul“ zu hörenden Musik-Steinchen zu den gewohnt vorzüglichen Incognito-Formate passen.